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Interview mit Harald Keller Präsident des Pfarreirates über den Solidaritätsfonds

Am ersten Advent hat Harald Keller, Präsident des Pfarreirats,  der Kirchgemeinde den Solidaritätsfonds vorgestellt. Im Interview beantwortet er mir Fragen, die sich um Inhalt, Sinn und die Zukunftsperspektiven dieses Hilfsfonds drehen. Die einen können hier das Gesagte vom Sonntag nachlesen und für die anderen, die nicht in der Kirche sein konnten, ist es eine wertvolle Gelegenheit Näheres zu erfahren.

Lieber Harald, was war die Motivation einen Solidaritätsfonds zu gründen?

Die Pfarrei Erlöser leistet im Bereich Hilfe für notleidende Menschen schon eine ganze Menge. Vergaben werden über die Kirchenpflege und die Pfarrkirchenstiftung getätigt. Dazu gibt es die regelmässigen Kollekte, sowie das Geld aus der Antonius- und Kerzenkasse. Der grösste Teil der Gelder fliesst nicht direkt an die Notleidenden, sondern an karitative Institutionen. Der Notleidende weiss also am Ende nicht, dass das Geld von der Pfarrei Erlöser kommt. Eigentlich schade, da wir es als wichtig erachten den Leuten zu zeigen, dass sich unsere Pfarrei stark sozial engagiert. Dies anders zu machen, war die Grundidee für den Entscheid, den Solidaritätsfonds ins Leben zu rufen. Wir wissen, dass es auch bei uns in der Umgebung notleidende Menschen gibt und wir versuchen so ganz gezielt diesen Mitbürgern zu helfen, damit sie direkte und schnelle Hilfe in Anspruch nehmen können.

Was unterscheidet den Solidaritätsfonds von anderen, ähnlichen Einrichtungen?

Wie schon gesagt ist es sicherlich die Schnelligkeit der Entscheidung, ausserdem hat der Fonds keine administrativen Kosten, da auf bestehendes Personal sowie den unentgeltlich tätigen Pfarreiratspräsidenten zurückgegriffen wird. Das heisst 100 Prozent der Fondsmittel kommen bei hilfsbedürftigen Personen an. Weiterhin sind wir in der Lage auch mit wesentlich kleinerem Prüfungsaufwand und kleinen Beträgen eine grosse Wirkung zu erzeugen. Ich möchte ein konkretes Beispiel nennen, welches mir ein Schulleiter erzählt hat, dem ich den Fonds vorgestellt habe. Er hatte einen konkreten Fall, wo ein Kind am Skiausflug der Schule nicht teilnehmen konnte, weil die Eltern kein Geld für eine geeignete Winterjacke hatten. Wir sprechen hier von Kosten in Höhe von ca. CHF 200.00. Solche Beträge kann unser Fonds schnell und unbürokratisch zur Verfügung stellen. Bei den meisten anderen karitativen Einrichtungen muss man zuerst ein Antrag stellen und andere bürokratische Hürden nehmen. Unsere Nähe zum Menschen macht hier den Unterschied zu anderen Einrichtungen.

Für wen sind die Gelder gedacht?

Die WHO hat Gesundheit als den Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlergehens und nicht nur das Fehlen von Krankheit oder Gebrechen definiert. Wir können Menschen beim Erreichen des sozialen Wohlergehens helfen. Das kann z.B. dadurch passieren, dass wir einem Kind die Mitfahrt zum Skitag ermöglichen. Ein anderes Beispiel wäre es, einer älteren Person z.B. ein Hörgerät zu finanzieren, so dass dieser Mitmensch wieder aktiv am Gemeinschaftsleben teilnehmen kann. Genauso agieren wir auch nach dem  Motto „Hilfe zur Selbsthilfe“ indem wir beispielsweise eine Ausbildung unterstützen. So haben wir kürzlich einem Lehrling ein Jahresabo für die öffentlichen Verkehrsmittel gekauft, da er sich, aufgrund der schwierigen finanziellen Verhältnisse in der Familie, sonst die Fahrt zur Arbeitsstätte nicht hätte leisten können.

Wer steht hinter dem Solidaritätsfonds?

Formell ist dies die Pfarrkirchenstiftung der Erlöserkirche, die die Trägerschaft für den Fonds übernommen und diesen auch mit finanziellen Mitteln ausgestattet hat, worüber wir natürlich sehr dankbar sind. Personell steht hinter dem Solidaritätsfonds ein dreiköpfiges Gremium, welches sich aus mir selber als Präsident des Pfarreirats, dem Leiter der Seelsorge der Pfarrei Erlöser (Liviu Jitianu) und der Sozialbegleiterin aus dem Team der Pfarrei Erlöser (Gabriella Prudenza) zusammen setzt.

Was muss man tun, um Hilfe in Anspruch zu nehmen?

Sich einfach bei einer der drei aufgeführten Personen per E-Mail melden oder im Sekretariat anrufen. Die Kontaktdaten findet man auf dem Flyer oder auf der Webseite unter dem Link „Angebote/Solidaritätsfonds“.

Wo siehst Du den Solidaritätsfonds in fünf Jahren?

Ich hoffe, dass wir in dieser Zeit ein konstantes Instrument aufgebaut haben, welches in der Gemeinde und auf städtischer Ebene bekannt ist und sich entsprechend etabliert hat. Man weiss, wenn man in Not ist, kann man zur Pfarrei Erlöser gehen und bekommt schnell und unbürokratisch Hilfe. Und wer weiss, vielleicht hat sich bis dann unser Konzept vervielfacht und andere Kirchgemeinden haben dies auch in ihr Angebot aufgenommen.

Lieber Harald, vielen Dank für das aufschlussreiche Interview.

Ursina Bon

 

Pfarrei Erlöser Zürich