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Mothers Prayers

Die Idee zu Mothers Prayers oder auf Deutsch Mütter Gebete hatte 1995 Veronica Williams. Zu dem Zeitpunkt war sie Mutter dreier erwachsener Kinder, hatte neun Enkelkinder und war eine erfolgreiche Geschäftsfrau. Sie hatte eigentlich alles, was man sich wünschen kann. Doch irgendwie schien in ihrem Leben etwas zu fehlen. In einem Interview erzählte sie einem Journalisten, dass sie in dieser Zeit Zweifel hatte. Viele Jahre musste sie es allen recht machen und zum Schluss wusste sie eigentlich gar nicht mehr wer sie eigentlich ist.

„Herr, ich möchte die Person sein, als die du mich erschaffen hast, nicht die Person, zu der ich geworden bin.“ So lautete ihr Gebet.

Statistiken über Selbstmorde, Bullying und Drogen bei Kindern und Jugendlichen liessen Veronica schaudern. Was kann ich als Geschäftsfrau und Mutter tun, fragte sie sich. Zusammen mit ihrer Schwägerin Sarah, die sich auch mit diesen Themen auseinandersetzte und nach eigenen Aussagen einen Traum hatte, in dem Jesus Christus an ihrem Bett sass und sie aufforderte für die Kinder zu beten, war beiden klar was zu tun ist.

Dies war der Anfang von Mothers Prayers. Heute treffen sich einmal pro Woche rund um den Globus tausende von Gruppen, in denen Mütter für ihre Kinder beten. So auch in Zürich. Ich wollte näheres über solch ein Treffen erfahren und habe dazu Anna-Maria Henckel getroffen. Sie hat vor 18 Jahren eine Mothers Prayers Gruppe ins Leben gerufen und ist selbst Mutter von zwei Jungs im Teenageralter.

Anna-Maria erklärt mir, dass die spirituelle Idee hinter dem Gebet darin bestehe, dass ich als Mutter meine Sorgen und Nöte abgeben kann. Bitte übernimm du, lieber Gott. Ich muss jetzt dieses Thema nicht lösen. Ich habe Vertrauen, dass es gut wird. Sie beobachtet immer wieder, dass dadurch eine grosse Last von den Frauen wegfällt.

Jedes Treffen läuft immer gleich ab. Zwei bis acht Frauen kommen einmal die Woche zusammen. In Anna-Marias Gruppe ist es immer bei einer der Mütter zu Hause. Die gemeinsamen Gebete, neun an der Zahl, sind in einem Büchlein zusammengefasst. Darin finden sich unter anderen ein Gebet der Dankbarkeit, eines der Vergebung, ein anderes für alle anderen Mütter dieser Welt, etc.

Im Raum befindet sich immer eine Kerze, ein Kreuz, eine Bibel und ein Körbchen. Wie mir Anna-Maria sagt, kommt es nicht darauf an, wo der Raum ist. Dies kann auch in einer Kapelle oder in den Räumlichkeiten einer Kirchgemeinde sein. Hauptsache, man ist ungestört und hat den Raum für sich.

Auf kleinen Papierscheiben schreibt jede Mutter den Namen ihres Kindes, oder ihrer Kinder auf. Danach tritt jede Mutter einzeln mit den Papierscheibchen vors Kreuz und legt die Scheibe ins Körbchen. Dabei kann man laut oder leise ein persönliches Gebet sprechen. Dies, so sagt mir Anna-Maria, sei sehr individuell. Beim einen Mal beten alle laut und dann gibt es Treffen, wo alle in Stille beten.

Zum Schluss werden freie Fürbitten-Gebete gesprochen.

Danach geht man wieder auseinander. Im besten Fall, so Anna-Maria, in Stille.

Bei den Treffen gibt es eigentlich keine Regeln ausser: Nichts von dem Gesprochenen dringt nach aussen, es wird nicht gewertet und man erteilt keine Ratschläge. Beim letzteren, musste ich ein wenig schmunzeln, denn wie schnell hat man für eine Freundin einen Tipp parat, oder kennt jemanden, der in dieser und jener Situation helfen könnte. Aber, wie Anna-Maria sagt, ist die Idee ja, dass man ein Problem abgibt und nicht weiterträgt.

Beim Zuhören von Anna-Marias Erklärungen ist mir aufgefallen wie wichtig diese Treffen und die Mütter für sie sind. Man muss sich vorstellen, dass sich diese Gruppe ca. seit 18 Jahren trifft, sicherlich sind einige dazugekommen und manche sind auch weggegangen. Doch der Kern ist geblieben. Dies schafft eine unglaubliche Vertrautheit und Nähe. In der Gemeinschaft fühlt man sich getragen und im Gebet ist man vereint. Darum, bestätigt mir Anna-Maria, ist die Konstanz einer Gruppe enorm wichtig. In ihrem Fall ist es klar, dass dieses Treffen beider jeder Teilnehmerin immer Priorität hat und so Kontinuität ermöglicht.

Wichtig zu erwähnen ist auch, dass diese Gruppen konfessionsübergreifend sind: „Wir konzentrieren uns auf die 95 %, die uns verbinden, und überlassen den Rest dem Heiligen Geist. Wir sehen den Wert des anderen.“

Von meinem Gespräch mit Anna-Maria habe ich mitgenommen, dass diese Rituale gerade in unserer Zeit so wichtig sind. Der Alltag schwemmt einen in viele Richtungen und man droht manchmal unterzugehen. So werden Inseln geschaffen, wo man sich ausruhen kann und in der Gemeinschaft Ruhe und Trost findet und vor allem: Man ist nicht alleine.

Falls Sie mehr über Mothers Prayers erfahren möchten dann schreiben Sie eine Email. Man wird Ihnen gerne Auskunft geben.

Vielen Dank Anna-Maria Henckel für dieses Gespräch

Ursina Bon

 

 

 

 

Pfarrei Erlöser Zürich