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Was ist Demenz?

20.2.2023

Höre ich mich in meinem Bekanntenkreis um, dann kennt sicher jede Person mindestens einen Menschen, der an Demenz erkrankt ist. Dieses Thema hat mich mit 20 wenig bis gar nicht interessiert, doch jetzt, da meine Mutter auch schon über 80 ist, kommt man um die Krankheit nicht mehr herum.

In der Schweiz leben rund 150’000 Menschen mit Demenz und es kommen jährlich 32’200 Frauen und Männer dazu. Demenz ist der Oberbegriff von über 100 verschiedenen Krankheiten. Die weitaus häufigste Erkrankung davon ist Alzheimer. Dabei sind die kognitiven Fähigkeiten wie die Orientierung, die Sprache und das Gedächtnis betroffen. Im Verlaufe der Krankheit bauen sich diese Fähigkeiten sukzessive ab, die Betroffenen werden in ihrem Alltag immer mehr eingeschränkt und sind auf Hilfe angewiesen.  Hier einige Zahlen:

  • 66 Prozent der Erkrankten sind Frauen.
  • Rund 5 Prozent erkranken vor dem 65 Lebensjahr.
  • Rund die Hälfte hat keine fachärztliche Diagnose.
  • Geschätzt belaufen sich die jährlich verursachten Kosten auf CHF 11,8 Milliarden Franken.
  • 5,5 Milliarden, d.h. 47 % der Gesamtkosten werden von den Angehörigen getragen. (Marktwert der unbezahlten Betreuungs- und Pflegeleistungen)

Angaben: Alzheimer Schweiz

Ich habe mich mit Beatrice Gfeller, Leitung Administration, und Caroline Grünwald, Leitung Entlastungsdienst, getroffen. Sie gehören der Geschäftsleitung von Alzheimer Zürich an. Die Dachorganisation Alzheimer Schweiz setzt sich seit 1988 für die Würde von Demenz kranken Menschen ein. Nicht weit von unserer Pfarrei, an der Seefeldstrasse 62, liegt die Geschäftsstelle.

Die Abklärung

Ich wollte von den beiden wissen, wer sind die Menschen, die zu Alzheimer Zürich kommen. Bea Gfeller erzählt mir, dass es mehr die Angehörigen sind, welche die Geschäftsstelle im Zürcher Seefeld aufsuchen. Meist nach einer Diagnose eines Angehörigen. Als erste Anlaufstelle geht man häufig zum Hausarzt. Für eine saubere Abklärung ist jedoch der Besuch einer Memory Clinic notwendig. Der Hausarzt kann gewisse kognitive Tests machen, aber bei einer Demenzabklärung geht es in erster Linie auch darum, andere Krankheiten, wie beispielsweise eine Depression auszuschliessen. Caroline Grünwald erklärt, dass es in der Stadt Zürich verschiedene Memory Clinicen gibt. Ich frage mich wie wichtig die Früherkennung bei Demenz ist. Oder anders gefragt: gibt es überhaupt ein „Zu Spät“? Die Krankheit kann man ja bis heute nicht heilen. Es ist ratsam, mit den Betroffenen frühzeitig das Gespräch zu suchen, um Dinge festzulegen, meint Beatrice Gfeller. Wie soll meine Betreuung aussehen, wo möchte ich hin? Das geht nur, solange der, oder die Betroffene noch präsent ist. Entscheidend ist auch, an welcher Form von Demenz man leidet. Dies ist für die Medikation entscheidend.  Medikamente können Symptome lindern und den Krankheitsprozess verlangsamen, erklärt mir Caroline Grünwald.

Ein schwieriger Prozess

Der Weg zu einer Diagnose ist für alle Beteiligten meist ein schwieriger Prozess. Die Betroffenen können die Krankheit auch lange kaschieren, in dem sie geschickt Fragen ausweichen und so das Gespräch lenken können. Als Angehöriger passt man seine Kommunikation automatisch an, sagt mir Beatrice Gfeller. Erst wenn man dann eine Besprechung mit einer Fachperson hat, wird plötzlich klar, wie weit die Krankheit schon fortgeschritten ist.

Wann in ein Heim?

Gibt es einen Zeitpunkt, wo die Einweisung in ein Heim unumgänglich ist? Möchte ich von Caroline Grünwald wissen. Dies sei ganz individuell, es hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab. Kann ich kräftemässig überhaupt noch meinem Mann, oder meiner Frau helfen? Wo ist meine Grenze überschritten? Gefährdet die erkrankte Person sich selber oder andere? Eine zentrale Frage ist auch die finanzielle. Ein Heim kostet monatlich im  Minimum 7’500 Franken. Die Krankenkasse bezahlt die Pflege und der Kanton leistet Pflegebeiträge, aber als Patient trägt man doch einen hohen Betrag selber. Je nach Fall kann man auch Ergänzungsleistungen beantragen, oder es gibt auch Pflegeheime, die einen Fonds für finanziell schwächere Patienten haben. Bei der Frage nach der Finanzierung, kann Pro Senectute weiterhelfen, meint Caroline Grünwald.

Wir alle werden immer älter. Ist dies ein Segen oder ein Fluch, frage ich mich. Es kommt mir manchmal so vor, als hinke die Wissenschaft bei diesem Tempo hinten nach, oder ist es nicht einfach so, dass wir meinen, alles könne geheilt, wiederhergestellt und geflickt werden? Selbstoptimierung und der Wunsch, mit 80 noch so fit zu sein wie mit 40 ist allgegenwärtig. Vergessen wird dabei, dass mit zunehmendem Alter Krankheiten und Behinderungen einfach auch normal sind. Vielleicht würde eine höhere Akzeptanz und eine gewisse Gelassenheit uns allen helfen, die Herausforderungen im Alter einfach anzunehmen.

Sehen Sie auch den Beitrag zu diesem Thema auf SF DRS.

 

Bild: Stiftung Synapsis Schweiz

 

 

 

 

 

Pfarrei Erlöser Zürich