Am vergangenen Dienstag wurde Agnes O’Hare 105 Jahre alt. Wir wünschen ihr von Herzen alles Gute und sind stolz, jemanden wie Agnes in unserer Kirchgemeinde zu haben.
1919 war also das Jahr, in dem Agnes geboren wurde. In diesem Jahr wurde das Bauhaus von Walter Gropius in Weimar gegründet, Mahatma Gandhi rief zum Generalstreik auf, die erste Nonstop-Atlantiküberquerung von Amerika nach Europa gelang mit einem Flugzeug, und der Versailler Vertrag wurde unterschrieben.
Ich wollte etwas Positives bewirken.
Unabhängig von ihrem Alter ist Agnes eine bemerkenswerte Frau. Sie war 40 Jahre lang in der Gruppe „Eine Welt“ tätig. Hilfe und Solidarität mit den Schwächeren sind die Kernanliegen der Gruppe. Jedes Jahr wird ein neues Projekt vorgestellt. Agnes hat unzählige dieser Vorhaben mit grossem Engagement begleitet. Wie sie selbst sagt, wollte sie etwas Positives bewirken. Sie mochte auch die Menschen in dieser Gruppe. Wie mir Niklaus Gehrig sagte, backte Agnes bis sie 99 Jahre alt war Cranberry-Muffins.
Keep going!
Ich habe Agnes O’Hare in ihrer Wohnung zu einem Gespräch getroffen. Die Tür öffnete mir ihre Tochter Cathy und führte mich ins Wohnzimmer. Auf dem Sofa sass Agnes und begrüsste mich mit einem Lächeln.
Da Agnes Gehör nicht mehr so gut funktioniert, half mir ihre Tochter Cathy, meine Fragen zu übermitteln. Dies tat sie mit viel Geduld, Gelassenheit und einer grossen Zuneigung ihrer Mutter gegenüber. Meine erste Frage war, wie sie es geschafft hat, 105 Jahre alt zu werden. Mit der Antwort liess sie sich ein wenig Zeit und meinte dann: „Ich hatte nie gross Zeit, darüber nachzudenken. Das Leben nahm seinen Lauf. Ich habe immer gearbeitet, habe mich viel bewegt. Ich war immer unterwegs. Bis 98 habe ich Taiji praktiziert.“ Wenn sie jemandem einen Rat für ein gutes Leben geben könnte, was würde dies sein? „Keep going“, sagt Agnes. „Mach etwas Positives, nicht herumsitzen und untätig sein.“
Obwohl unser Gespräch nicht lange dauerte, habe ich viel aus unserer Begegnung mitgenommen. Auch wenn das Gehör nachlässt und das Gedächtnis nicht mehr auf Hochtouren arbeitet, hindert dies Agnes nicht daran, glücklich und freundlich zu sein. Ihre positive und vorbildliche Haltung ist eine Inspiration, von der wir uns alle eine Scheibe abschneiden können.