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Das Pfarreileben geht weiter. Wie gestaltet sich der Alltag in der Pfarrei? Hier einige Stimmen.

Melina Termini, Leiterin des Sekretariats der Kirche Erlöser gibt Einblicke in Ihren Alltag während der Corona Krise. 

Melina, Wie geht es Dir?

Mir geht es gut. Ich komme gerne ins Büro. Der Gang zur Arbeit gibt mir das Gefühl von Normalität in dieser Zeit, wo nichts mehr so ist wie es sein sollte. Meine Gedanken sind beschäftigt und ich muss mich nicht mit meiner eigenen Angst um Mann und Sohn, die beide im Spital arbeiten, auseinandersetzen.

Wie ist der Kontakt zu den Gemeindemitgliedern, wie kann man ihn aufrecht erhalten?

Wir rufen v. a. die SeniorInnen an. Wir haben im Forum und in Form einer Karte auf die Angebote in unserer Pfarrei hingewiesen. Wir haben Palmbüsche und Heimosterkerzen in den Eingang der Kirche gestellt, oder ich habe sie den älteren Pfarreimitgliedern in den Briefkasten gelegt… alles, damit eine Art Verbundenheit durch die Symbole der Karwoche/ Ostern geschaffen wird: Ein Stück Normalität durch kleine Gesten: Wir sind für alle da!

Wie hat sich Deine Arbeit in Zeiten von Corona verändert? (nebst Social distancing)

Ich komme mit dem Auto oder zu Fuss ins Pfarrhaus. Als erstes gehe ich direkt die Hände waschen und desinfizieren, wenn ich das Haus betrete. Wir haben den Luxus, dass jeder Mitarbeiter im Team ein eigenes Büro hat. Dies erlaubt uns zu arbeiten, uns zu sehen und auszutauschen und dabei doch die Regel des Social distancing einzuhalten. Wir sind in Kontakt und doch auf Distanz.

Welche sind die Herausforderungen?

Es ist schwierig alle Pfarreiangehörige zu erreichen: Gerade viele Senioren haben keinen Internetzugang: die Kommunikation via Homepage fällt weg. Aber die Dankbarkeit, wenn wir anrufen ist gross. Telefongespräche können aber auch sehr emotional sein: Verzweifelte, verängstigte Anrufe… Wir sind heut mehr denn je Seel-Sorger. Neue Wege zu finden um das Wort und die Ideen des Priesters zu den Leuten zu bringen geht nicht ohne Hindernisse: Technik und Know-How sind nicht immer auf dem neuesten Stand. Aber wir nehmen die Herausforderungen an, machen Fehler, und wir lernen daraus, damit alles von Mal zu Mal besser wird.

Wie fühlt es sich an so alleine in der Pfarrei? Oder bekommst Du ab und zu noch Besuch?

Es kommt so gut wie niemand vorbei. Der Postbote lässt alles vor der Tür stehen, Handwerker bleiben auf mind. 2m Distanz, spontane Besuche der Pfarreiangehörigen fallen weg…

Ich bin nicht gerne ganz alleine im Pfarrhaus. Morgens ist auch Norbert unser Hauswart im Haus. Niklaus Gehrig und Branka kommen nicht täglich, aber mehrmals die Woche. Am Nachmittag bin ich meistens alleine und widme mich dann Arbeiten die Ruhe und Zeit benötigen.

Zum Glück kommt Liviu Jitianu immer wieder runter und schaut vorbei. Es ist viel ruhiger im Büro. Ich freue mich über jeden Anruf. Der direkte Kontakt mit den Leuten, den wir sonst an den verschiedenen Veranstaltungen der Pfarrei pflegen, fehlt mir.

Das Osterfest steht vor der Tür. Für alle Christen eines der wichtigsten Feste im Kirchenjahr. Wie wirst Du Deine Ostern verbringen?

Wir werden zu Hause bleiben, fein essen und wenn es geht auf unserem Balkon oder im Familiengarten die Sonne geniessen. Danach versammeln wir uns im Garten meiner Eltern und werden ihnen von da aus bei einem Schluck Prosecco und einem Stück Colomba zuprosten. So sehen sie trotz Coronakrise doch die Kinder und wir sind halbwegs zusammen. Damit sie keine Depression bekommen gehe ich fast täglich vorbei (bleibe immer im Garten), ermögliche ihnen einen Videoanruf mit meiner Schwester und ihren beiden kleinen Kindern und gehe mit ihr einige Schritte, damit ihr operiertes Knie nicht noch steifer wird. Natürlich alles unter Einhaltung des 2m-Abstands. Auch dies ist eine Herausforderung: Ein riesiger Balance-Akt zwischen Arbeit, Familie und betagten Eltern…

 

 

Pfarrei Erlöser Zürich