Zurück zur Übersicht

Das Reisen führt uns zu uns zurück

„Das Reisen führt uns zu uns zurück“ schrieb Albert Camus. Nun, Reisen und Ferien verliefen in diesem von der Corona-Pandemie geprägten Jahr sicher sehr besonders und wohl anders als geplant…

Flugstille

Vor Corona konnte ich von meinem Küchenfenster aus die – je nach Tageszeit – an- oder abfliegenden Flugzeuge beobachten. Um 6.00 Uhr morgens kam das erste von vielen nachfolgenden „reingeflogen“, um die Mittagszeit und am Nachmittag konnte man die Flugzeuge beobachten, wie sie nun in umgekehrter Richtung in alle Welt hinausflogen. Die „Flugstille“ der letzten Wochen und Monate war bemerkenswert, fast unwirklich. Undenkbar, dass der Flughafen – Inbegriff von „Reisen und Ferien“ – stillgelegt wird – und doch Realität. Nicht nur in Zürich.

Das Corona-Virus, so klein, dass es von blossem Auge nicht einmal sichtbar ist, hat das gewohnte Leben von heute auf morgen nicht nur auf den Kopf gestellt, sondern gestoppt. Vollbremsung für fast alle und fast alles…weltweit.

Reisen werden zu Erinnerungen und zu wertvollen Schätzen.

In dieser Zeit des teilweisen Shutdowns habe ich mich öfters an die letzten Ferien erinnert und von den Erinnerungen an die schöne Reise dankbar gezehrt. Wenn Reisen nur in der Erinnerung möglich sind, so werden diese umso wertvoller und zum kostbaren Schatz. Welch grosses Privileg sind Reisen und das dahin-gehen-können wohin man will. Dies wurde mir noch selten so bewusst, wie in der Zeit, als Home-Office angesagt und der Bewegungsradius eingeschränkt war.

Dem Corona-Virus fielen – nebst vielem anderen – unser beliebter alljährlicher ökumenischer Seniorenausflug sowie die geplante ökumenische Seniorenferienwoche zum Opfer. Die Hoffnung nun ist, dass beides im kommenden Jahr durchgeführt werden kann. Bei den vielen Fragezeichen und Ungewissheiten, die die Corona-Pandemie mit sich bringt, ist dies ungewiss. Gewiss jedoch ist, dass nicht nur Reisen uns zu uns selbst zurückzuführen vermögen. Auch ein Corona-Virus hat das Potential, dass wir uns auf uns selbst besinnen und auf das, was uns wirklich wichtig ist, Werte und Haltungen neu überprüft und reflektiert werden.

Die Flugzeuge fliegen wieder.

Rechtzeitig auf die kommenden Sommerferien hin stehen die „Reise-Lockerungen“ an, die Grenzen beginnen sich wieder zu öffnen, zaghaft scheint wieder „Normalität“ einzukehren. Bei mir zu Hause fliegen die Flugzeuge wieder am Küchenfenster vorbei …. Noch nicht so viele, ein paar pro Tag nur, doch die Ferien- und Reisezeit steht an, sie werden wieder fliegen….

Ihnen wünsche ich eine gesegnete Sommerzeit, dass Sie viele schöne Erinnerungen sammeln dürfen, dass Sie gesund bleiben oder es werden.

Gabriella Prudenza

Pfarrei Erlöser Zürich