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Ein Jahr Solidaritätsfonds

Im November letzten Jahres wurde der Solidaritätsfonds der Kirche Erlöser ins Leben gerufen. Wir wollten Rückschau halten und eine kleine Bilanz ziehen. Einfach und unbürokratisch konnte schon einigen Menschen in Not geholfen werden. Ich habe mich dazu mit Harald Keller, Präsident des Pfarreirates, unterhalten.

Lieber Harald, wie ist die Hilfe in diesem ersten Jahr angelaufen?

Mit dem ersten Jahr sind wir sehr zufrieden, wünschen uns aber noch mehr Bekanntheit. Bei meinen Gesprächen merke ich immer, dass der Solidaritätsfonds noch nicht ganz in der Gemeinde durchgedrungen ist. Gerade in diesem ersten Jahr sind wir sehr aktiv auf Leute zugegangen und haben geschaut, wo jemand in Not ist und Unterstützung benötigt. Unser Ziel ist es, dass wir in Zukunft unsere Gemeindemitglieder besser dabei einbinden können, wenn es darum geht, Not in der unmittelbaren Umgebung zu erkennen. Wir denken, dass wir dadurch noch viel mehr Menschen helfen könnten. Falls sich also jemand angesprochen fühlt, oder jemanden kennt, der Hilfe benötigt, möchte er sich einfach bei uns melden.

Kannst du uns ein paar Eckdaten zu der Entwicklung des Fonds geben ?

Zusätzlich zu den ersten CHF 10.000,- welche wir von der Pfarrkirchenstiftung erhalten hatten, haben wir durch Spenden und Kollekten in Höhe von weiteren CHF 15.009,- erhalten. Wir freuen uns auch sehr, dass die Pfarrkirchenstiftung uns weitere finanzielle Mittel zugesagt hat. In der gleichen Zeit haben wir 28 Unterstützungsanfragen erhalten, wovon wir 20 genehmigt haben, 2 Anträge wurden von der Kirchenpflege und deren Mitteln übernommen und 6 Anträge mussten wir ablehnen. Durch die 20 genehmigten Anfragen konnten wir insgesamt 39 Personen mit einem Gesamtbetrag von CHF 23.300,- unterstützen.

Welchen Einfluss hatte die Pandemie auf eure Arbeit?

Durch die Pandemie ist sicherlich mehr Not entstanden und einige Familien sind in finanzielle Engpässe geraten. Leider mussten wir auch feststellen, dass Institutionen wie z.B. Schulen, die eigentlich für zusätzliche Hilfsangebote sehr dankbar sein sollten, durch die administrativen Probleme, die die Pandemie ausgelöst hat, keine Kapazität mehr hatten, um sich mit unserem Angebot tiefer auseinander zu setzen.

Du hattest gesagt, dass ihr von 28 Anfragen 6 abschlagen musstet. Warum?

Unser Fokus liegt auf einer nachhaltigen Hilfe. Das erreichen wir z.B. durch den Kauf eines Laptops für einen Auszubildenden; eine Ausgabe, die über mehrere Jahre Wirkung zeigt. Natürlich übernehmen wir auch ausstehende Rechnungen bei Personen, die in eine kurzfristige finanzielle Schieflage geraten sind. Einige Anfragen übersteigen aber unsere Möglichkeiten, da wir hier das gesamte Ausmass der finanziellen Notlage nicht einschätzen können oder eine einmalige Hilfe das finanzielle Problem nicht löst. In diesen Fällen müssen wir die Anträge ablehnen und die Menschen an die staatlichen Hilfsstellen wie z.B. das Sozialamt verweisen.

Nebst der direkten finanziellen Hilfe, gibt es da noch andere Arten der Unterstützung?

Unserer Art der Hilfe beschränkt sich nicht “nur” darauf jemandem finanziell zu unterstützen. Wir helfen auch mit praktische Tipps. Ein Beispiel dafür ist die Hilfe bei der Beantragung eines Stipendium. Ich persönlich habe mit einem Hilfesuchenden Teile der einzureichenden Unterlagen gemeinsam erstellt. Oft reicht es aber schon, wenn man die Personen auf die unterschiedlichen Angebote aufmerksam macht.

Wie sieht die finanzielle Lage des Solidaritätsfonds nach einem Jahr aus?

Mit der Anfangsfinanzierung durch die Pfarrkirchenstiftung hatten wir natürlich einen tollen Start und die hohe Spendenbereitschaft hat uns besonders gefreut. Allerdings sind die finanziellen Mittel bereits zu einem grossen Teil vergeben, so dass wir auf weitere Zuschüsse durch die Institutionen und/oder die Gemeindemitglieder angewiesen sind. Wie bereits gesagt, hat die Pfarrkirchenstiftung weitere Gelder für uns bereitgestellt, so dass wir die nächsten Unterstützungen angehen können.

Wo und wann kann man für den Solidaritätsfonds Geld spenden?

Spenden kann man immer! Die Kontoangaben dazu findet man auf unserer Webseite, Einzahlungsscheine liegen im Pfarreisekretariat und in der Kirche steht neben den Flyern des Solidaritätsfonds ein QR Code für Zahlungen per TWINT. Der Solidaritätsfonds der Pfarrkirchenstiftung ist übrigens von den Züricher Steuerbehörden jetzt auch formell als gemeinnützig eingestuft worden, so dass Spenden in der Steuererklärung geltend gemacht werden können. Wir stellen natürlich entsprechende Spendenbescheinigungen aus.

Was sind eure nächsten Ziele für das kommende Jahr in Bezug auf den Solidaritätsfonds?

Wir möchten versuchen einen höheren Bekanntheitsgrad innerhalb der Gemeinde zu bekommen, so dass wir mehr Menschen in Not erreichen und ihnen helfen können.
Vielen Dank Harald Keller für das Gespräch.

Das Gespräch führte Ursina Bon

Pfarrei Erlöser Zürich