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Ostergrüsse von Pfarrer Liviu Jitianu

Ostern will Leben und Kraft wecken. Dieses Fest will uns „Wegweiser“ sein. Ostern hat mit jedem Einzelnen zu tun.

Ostern spricht Hoffnung auf Erlösung an: das Herausführen des Volkes Gottes von der Knechtschaft Ägyptens in die Freiheit. Das ist aber ein Vorgang, der nicht konfliktfrei abläuft. Weg von den gut gefüllten Fleischtöpfen Ägyptens in ein unbekanntes Land. Die Sicherheit, auch wenn sie nun eine Scheinsicherheit ist, der schwer arbeitenden versklavten Menschen ist dahin, und was jetzt? Murren, Unzufriedenheit, Zorn steigt im wandernden Volk auf.

Ähnliche Situationen kennen auch wir: Nichts scheint mehr sicher in unserem Leben, viele solide Grundlagen brechen weg. Die Ausbildung reicht nicht oder zu wenig für den Lebensunterhalt, die Grundbedürfnisse von Wohnen, Nahrung, Kleidung sind für viele Menschen schwer abzusichern. Daraus entstehende Probleme treiben Menschen ins Burn-out, in Stresssituationen, da und dort sogar in den Selbstmord.

Neue Abhängigkeiten tauchen auf, beispielsweise durch Konsumgüter, deren Preis oder Folgekosten das Leben ordentlich durcheinanderwirbelt und die Bedürfnisse nur vorübergehend befriedigt, aber nicht echte Freude aus dem Herzen aufkommen lässt.

Ostern will Leben und Kraft wecken. Dieses Fest will uns „Wegweiser“ sein. Am Grabe Jesu heißt es: „Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten?“ Kein Tod, Erdrückung, Lebenslosigkeit sondern Kraft, Leben und Mut. Nicht im Allgemeinen, sondern ganz persönlich verstanden! Ostern hat mit jedem Einzelnen zu tun. Ich bin als Einzelner angefragt. Ich bin als Einzelner gemeint!

Jesus, der Auferstandene, will nicht ein Volk, eine Nation, eine Sprachgruppe, eine Elite, eine fromme Schar von edlen Menschen, ansprechen. Nein: Dieser Auferstandene will jeden, auch in seiner Schuld, in seiner Armseligkeit, Endlichkeit und seinen Sehnsüchten und Fragen ansprechen; auch die, die nicht glauben wollen oder können.

Wie würden (oder müssten?) heute österliche Menschen aus ihrem Glauben, ihre Freude und ihrer Hoffnung heraus handeln? Jetzt, ganz sicher, im Einsatz für Gerechtigkeit und Frieden, für Menschen auf der Flucht vor Tod, Zerstörung und Hunger, im Einsatz gegen einen menschenverachtenden globalen Kapitalismus, gegen extreme Ideologien, oder religiöse und politische Gruppen, die Hass, Ängste und Gewalt predigen und säen.

Dazu will Gott mir und Ihnen heute etwas ganz Persönliches sagen. In einem Wort aus der Heiligen Schrift, in dem einen oder anderen Gebet, in dem einen oder anderen Lied oder Zeichen, in menschlichen Begegnungen …: Hab‘ Vertrauen! Ich bin der Gott des Lebens! Du sollst leben!

Gesegnete und frohe Ostern!

Dr. Liviu Jitianu

Pfarrei Erlöser Zürich