Nachdem wir letzten Monat Alzheimer Zürich besucht haben, machen wir uns nun auf den Weg Richtung Kreuzplatz, genauer gesagt an die Kreuzstrasse 31. Dort befindet sich die Dr. Stephan a Porta Stiftung.
1946 nahm die Geschichte ihren Anfang, als Dr. Stephan a Porta nach seiner Pensionierung 144 Liegenschaften an die Stiftung überschrieb. Ziel und Zweck war und ist es, günstigen Wohnraum in der Stadt Zürich bereitzustellen. Die Liegenschaften befinden sich in den Kreisen 4, 5, 6, 7, 8 und 10.
Stephan a Porta wurde 1868 in Danzig geboren. Seine Eltern stammten aus dem Unterengadin und wanderten schon früh ins damalige Preussen aus, wo sie erfolgreich eine Zuckerbäckerei und ein Kaffeehaus betrieben. Der junge A Porta zog es schon früh in die Schweiz. Er promovierte in Zürich in Rechtswissenschaften und eröffnete eine Anwaltskanzlei an der Zürcher Bahnhofstrasse.
Der findige Jurist machte sein Vermögen nicht mit der Kanzlei, sondern mit dem Bau von Wohnhäusern, die er dann mit gutem Gewinn verkaufte. Mit der Zeit konnte er dann auch die Liegenschaften behalten. Diese Liegenschaften sind es, die heute Personen mit begrenzten finanziellen Mitteln zugutekommen. Die Anfänge der Stiftung waren nicht einfach. Die Liegenschaften mussten in gutem Zustand sein, um den Stiftungszweck zu erfüllen. Im Laufe der Jahre wurden über 200 Millionen Schweizer Franken in die Sanierung und den Unterhalt investiert. Heute kann sich das Portfolio sehen lassen.
Mit dem Reingewinn werden gemeinnützige und wohltätige Organisationen in Zürich und Graubünden unterstützt.
Ich habe mich mit Armin Isler, Geschäftsführer der A Porta Stiftung unterhalten und viel über nachhaltigen Wohnungsbau erfahren. Auch darüber, wie teuer und aufwändig die Sanierung der alten Häuser war. Weiter berichtete mir Herr Isler von den Schwierigkeiten, neue Projekte voranzutreiben. Dabei ist der Lärmschutz ein grosses Hindernis. Aufgrund der strengen Auflagen sind einige Bauvorhaben derzeit nicht realisierbar. Die dringend benötigten Wohnräume können nicht gebaut werden.
Wohnraum in der Stadt Zürich ist zu einem Reizwort geworden. Die Leerstandquote in der Stadt beträgt 0,07%. Werden sie mit Anfragen nicht überrannt?
Ja, doch wir werden überrannt. Wir führten eine Liste mit Anmeldungen, die wir leider vor drei Jahren schliessen mussten. Die Menschen, die angemeldet sind, sollen auch eine gute Chance haben, eine Wohnung zu bekommen. Wir wollen keine leeren Versprechungen machen. Folglich haben wir diesen Anmeldestopp eingeführt. Beim Neubau Egli-, Hohl- und Eichbühlstrasse hatten wir ein elektronisches Tool für die Interessierten. Wir bekamen für die 134 Wohnungen über tausend Anmeldungen.
Wer sind die Menschen, die in einer A Porta Wohnung leben?
Unsere Mieterschaft ist sehr heterogen. Von Familien bis zu Studenten, von Alleinerziehenden bis zum Rentner.
Wie wählen Sie Ihre Mieter*innen aus? Welche Kriterien sollten erfüllt sein?
Bei einer Immobilie, die frei wird, schauen wir, wer am besten hineinpasst. Natürlich sollte es auch keine Person mit einem hohen Einkommen sein. Wir haben in unserem Neubau viele gute Rückmeldungen erhalten. Die neuen Mieter sind glücklich und haben sich gut vernetzt.
Ich könnte mir vorstellen, dass es in Ihren Liegenschaften nicht viele Mieterwechsel gibt?
Es gibt in einem Jahr ca. 50 bis 60 Wechsel auf 1300 Wohnungen. Dies ist nicht viel. Die einen ziehen alters halber weg, andere brauchen eine grössere Wohnung wegen Familienzuwachs. Leider geschieht dies umgekehrt weniger. Ehepaare, deren Kinder bereits ausgezogen sind, wollen meist nicht in eine kleinere Wohnung umziehen.
Die Liste Ihrer Förderprojekte ist lang und divers. Kirchenhort, Fachstelle Frauenhandel, bis zur Ludothek, es scheint mir, man ist bemüht, die Gelder vielseitig einzusetzen. Wie wählen Sie aus? Oder kommen die Organisationen auf Sie zu?
Ja, die Organisationen melden sich bei uns. Es müssen steuerbefreite Organisationen sein, also gemeinnützige Institutionen. 75 Prozent der Gelder gehen nach Zürich, und 25 Prozent nach Graubünden. Es ist uns ein Anliegen, dass alle etwas bekommen. Vielleicht sind dann die Beträge nicht so hoch, aber wir müssen niemandem eine Absage erteilen.
Die Zürcher Regierung hat sich den sozialen Wohnungsbau auf ihre Fahnen geschrieben. Braucht es heutzutage noch Leute wie Dr. Stephan a Porta? Oder anders gefragt, gibt es die überhaupt noch?
Wichtig erscheint mir, dass der soziale Wohnungsbau breit abgestützt ist und nicht nur von öffentlicher, oder privater Hand getragen wird. Vielleicht gibt es nicht mehr den einen Menschen, der gleich 144 Liegenschaften einer Stiftung überschreibt, aber es gibt sicherlich noch Leute, die ihre Liegenschaft nicht an den Meistbietenden verkaufen, oder auch humane Mietzinse verlangen können.
Vielen Dank Herr Isler für das interessante Gespräch.
Foto: ETH Bildarchiv
Interview: Ursina Bon