Die Botschaft eines Weihnachtsgeschenkträgers
In meiner Heimat Rumänien sind es Engel, die an Weihnachten Geschenke zu den Menschen bringen. Rechtzeitig werden die Wunschlisten an sie gesendet und man hofft dabei, dass jedem etwas Schönes zugestellt wird.
Engel vermitteln eine göttliche Welt
Aber wer sind eigentlich diese Engel? Die Angelologie ist der Zweig der Theologie, der sich mit Engeln befasst. Die Engel unterstreichen drei christologische Aspekte. Erstens, ihre Existenz ist untrennbar mit dem Werk der Schöpfung und Erlösung verbunden. Zweitens, geht es um ihre „kirchliche“ Implikationen: Sie sind Teil der himmlischen Liturgie. Und drittens, wird ihre eschatologische Bindung besprochen: Beim letzten Gericht werden sie dabei sein.
Engel vermitteln eine göttliche Welt: Sie erscheinen als Botschafter Gottes; sein Wille und sein Gericht werden verkündet und ausgeführt. Die Etymologie des Wortes: Malah (hebr.), Angelos (gr.), Angelus (lat.) bedeutet: Bote oder Gesandter.
Engel sind wie Verbindungspunkte zwischen Materie und spiritueller Existenz
Engel sind rein geistige Wesen, sie können ihren Willen aber auch in der materiellen Welt durchsetzen. Sie sind wie Verbindungspunkte zwischen Materie und spiritueller Existenz. Sie haben Zugang zur materiellen Realität: Sie nehmen vorübergehend physische Form an und werden in der Welt präsent. Sie spielen eine herausragende Rolle, wenn es darum geht Gottes Wille in unserer Welt zu manifestieren.
Engel haben in der heutigen Zeit einen schweren Stand, denn je materialistischer wir werden, desto stärker empfinden wir Menschen, dass einzig die Wissenschaft in der Lage ist, die Welt zu erklären. Auch die geistige Leistungsfähigkeit des Menschen wird zunehmend nur auf die psychische und intellektuelle Dimension reduziert. Wir haben die transzendentale Welt ins Kulturarchiv der Vergangenheit verbannt. Die Welt der Engel spannt sich zwischen „niedlichem, sinnlichem Rosa“ des Barocks und des Rokokos und der „schrecklich ersten Finsternis“ (R.M. Rilke).
Die Menschheit hat sich vom transzendenten, metaphysischen Weltbild verabschiedet. Die postmoderne Welt akzeptiert keine ewigen Werte, die sie als ideologisch erachtet; sie steht religiösen Fragen äusserst kritisch gegenüber, indem sie sie aus dem Bereich der Kultur des Zusammenlebens verdrängt und auf den Bereich privater Fragen überträgt.
Der christliche Glaube macht es auch nicht einfacher
Die Heilsgeschichte ist absolut auf das Christusereignis ausgerichtet: Christus ist Anfang und Ende, Er ist der einzige Mittler. Diesem Christus begegnet der gläubige Mensch in den Sakramenten, im Evangelium, er braucht keine Boten mehr. Darüber hinaus sind Engelsbeschreibungen eng mit archaischen Bildern (insbesondere der babylonischen Engelskunde) verbunden.
Es ist kein Zufall, dass schon der Rationalismus die „Welt der Engel“ als das „illegitime, aussergewöhnliche Merkmal des Papismus“ verschrie. Sie gilt als das „Erbe vorchristlicher Religionen“, ein „Überbleibsel einer vorwissenschaftlichen Weltanschauung“ (D. Strauss). Bestenfalls sind sie übermenschliche Strukturen von Gut und Böse, konstruktive oder dekonstruktive Seinskräfte (P. Tillich).
Ihre Existenz ist – meint die Theologie – mit uns verbunden. Manchmal dissonant: Engel beneiden die göttliche „Gunst“ der Inkarnation (F. Suarez); der Mensch sei dem Engel überlegen, dem die Erfahrung der Körperlichkeit untersagt bleibt; im Gegensatz zu den Engeln kann der Mensch kein Teufel werden (B. von Clairvaux). Paradoxerweise ist das „ontologische Privileg“ des Menschen, dass er die Möglichkeit bekommt, durch seine Körperlichkeit die Materie zu „retten“. Mensch und Engel können aber auch harmonisch zueinander stehen, wie das die Schutzengel-Lehre betont.
Sind Engel aus der Zeit gefallen?
Sind Engel in ihrer Vermittlerfunktion das Accessoire einer veralteten Weltanschauung, in der sich das Geistige und das Materielle gegenüberstehen? Oder wollen sie darauf hinweisen, dass Geist und Materie keine Konkurrenten sind, sondern vielmehr geheimnisvoll ineinanderfliessen? Unser Glaube sagt, dass in der Inkarnation Gott Mensch (und auch Materie) geworden ist, und dem Menschen durch das Werk der Erlösung ermöglicht wurde, dass er in seiner ganzen Wirklichkeit Teil des göttlichen Lebens wird. Auch Marc Chagall, Paul Klee, Franz Werfel verkünden dies in ihren Werken! An der Schwelle der Heilsgeschichte verkündeten Engel, im Namen des Allmächtigen, Frieden zwischen Geist und Materie!